Manchmal kann es einfach zu früh für ein Kind sein, ein Instrument zu spielen, das lässt sich aber nicht immer vorher-sagen. Manch einer startet sehr gut und geschickt, scheitert dann aber am Durchhaltevermögen. Andere tun sich anfangs eher schwer, können das aber prima durch Fleiß und Motivation ausgleichen. In der Regel ist es aber so, dass ein kleines Kind, wenn es ein Jahr später mit dem Instrument anfängt, dieselben Ziele viel schneller und leichter erreicht. Es holt die "verlorene" Zeit also ganz schnell wieder ein.
Zum Anfangen ist es nie zu spät. Freilich tut man sich sehr hart, wenn es noch auf ein professionelles Niveau heraus-kommen soll, das weiß ich aus eigener z. T. leidvoller Erfahrung. Im Nachhinein wäre es schön und in vielen Dingen wesentlich leichter gewesen, spätestens mit 8 Jahren angefangen zu haben. Die allerwenigsten wollen aber Berufsmusiker werden. Das heißt nicht, dass sie es grundsätzlich schlechter lernen müssen, die Sorgfalt des Lehrers beim Unterricht muß auch gleich bleiben. Es entfällt aber der zeitliche Druck, zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben unbedingt eine bestimmte (Spitzen-)Leistung erbringen zu müssen. Darum kann ich nur jedem raten, wer sich schon immer gewünscht hat, ein Instrument zu spielen, der soll es tun, egal in welchem Alter. Wichtig ist die Freude und die Motivation. Wenn man erst mit 40 anfängt, Geige zu spielen, kann man natürlich vielleicht nicht mehr bei den Münchner Philharmonikern mitspielen, darum geht es aber auch gar nicht. Wer früher mal ein Instrument gespielt hat, und gerne nach langer Pause wieder einsteigen möchte, sollte das auch nicht immer verschieben. Die Musik und das Musizieren (besonders auch mit anderen) bereichert einem so wunderbar das Leben. Natürlich gibt es immer Wendepunkte im leben (Abitur, Studium, Ausbildung, Familiengründung etc.). Wichtig ist aber, möglichst nie ganz mit dem Instrument aufzuhören. Es ist viel schwieriger nach Jahren Pause wieder einzusteigen, als zumindest auf "Sparflamme" immer etwas weitergespielt zu haben.
Sicher gehen die Kinder meist unbefangener ans Musizieren, als man das als Erwachsener macht. Einerseits ist es ein Vorteil, dass man - im Unterschied zu einem kleinen Kind - eher gewohnt ist, strukturiert zu denken und zu arbeiten. Andererseits steht einem dann manchmal genau dieses "Verkopfte" im Weg, wo eher das (kindliche) "Bauchgefühl" gebraucht würde. Der Zeitfaktor ist natürlich ein weiteres Problem. Mein Vater hat es aber beispielsweise trotz stressigen und extrem zeitaufwändigen Berufs über Jahrzehnte geschafft, konsequent fast täglich Trompete zu üben. Mein Bruder hat kürzlich (wieder) mit Gitarre angefangen, obwohl er als Arzt auch wenig Zeit hat. Es ist eine Sache des Wollens, dann findet sich auch die Zeit und die Gelegenheit...